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Abgelegt von Christkind in National. 27.04.2024, 19:02h Veröffentlichungsdatum
Kategoriebild National

Die Saison ist vorbei. Zeit, zurückzublicken...

Die Bundesligasaison 2008/2009 nahm ein Ende, wie es vor Saisonbeginn wohl keiner erwartet hätte. Diese Saison, sollte zu einer der spannendsten überhaupt werden. Mit jedem gespielten Spieltag wurde die Saison vor allem in der Endphase immer interessanter und endete schließlich am letzten Spieltag sowohl im Kampf um die Tabellenspitze als auch Kampf um die internationalen Plätze und gegen den Abstieg in einem packenden Herzschlagfinale.

Meisterschaft entscheidet sich erst am letzten Spieltag

Um die Meisterschaft kämpften am letzten Spieltag noch der VfL Wolfsburg, der FC Bayern München und der VfB Stuttgart. Wolfsburg hatte mit drei Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz die bessere Ausgangsposition und traf zu dem auf einen Gegner, der ein paar Tage zuvor in einem hart umkämpften UEFA Cup Finale das Spiel mit 1:2 verloren hatte. Dem entsprechend verlief auch die Partie: Bremen konnte in den ersten 20 Minuten kräftemäßig und körperlich gegen die Wölfe mithalten, fiel aber danach in seine Einzelteile auseinander. Das Resultat war für Bremen vernichtend - 5:1 hieß es am Ende der 90 Minuten - der VfL Wolfsburg konnte zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte die Meisterschaft gewinnen.
Der FC Bayern sicherte sich durch einen 2:1 Heimerfolg über den VfB Stuttgart den direkten Champions League Platz - die Aufgabe Heynckes war somit erfolgreich absolviert. Der VfB landete auf Platz drei und muss durch die Niederlage in der nächsten Saison zunächst in die Qualifikation zur Königsklasse. Hertha BSC dagegen mutierte zum großen Verlierer. Die ''alte Dame'' verlor das letzte Saisonspiel mit einer desolaten Leistung in Karlsruhe mit 4:0 und verpasste damit den Einzug in die Champions League.

Hertha, Hamburg und Dortmund - Der Kampf um die Europa League

Trotzdem zeigte das Team von Lucien Favre eine starke Saisonleistung und landete verdient auf Platz vier. Somit spielen die Hauptstädter in der nächsten Saison in der neu benannten Europa League - dem Nachfolger des UEFA Cups oder um es mit Beckenbauers Worten zu sagen: Den Cup der Verlierer. Neben Hertha BSC spielt auch der Hamburger SV in der Euro League, der erst in letzter Minute gegen Frankfurt den direkten Konkurrenten aus Dortmund die Saison vermasselte. Dies dürfte auch der einzige Wehrmutstropfen für die Norddeutschen gewesen sein, schließlich verloren sie sowohl im Uefa Cup Halbfinale als auch im DFB Pokal Halbfinale gegen Werder Bremen. Hinzu kam noch die Trennung von Erfolgscoach Martin Jol zum Saisonende, der nächstes Jahr Ajax Amsterdam coachen wird.
Borussia Dortmund, bei denen man eine Zeit lang dachte, sie hätten das Siegen verlernt, spielten unter Jürgen Klopp eine richtig gute Saison. Seit Jahren spielte der BVB wieder ansehnlichen und konstruktiven Fußball, die Fans waren begeistert und strömten in Scharen ins Stadion.

Die Verlierer der Rückrunde

Zu den Verlierern der Rückrunde gehörte in der Saison 2008/2009 die TSG Hoffenheim und Bayer 04 Leverkusen. Der Aufsteiger aus Hoffenheim stand zur Hinrunde für viele überraschend auf Platz eins - die Werkself aus Leverkusen auf Platz fünf mit drei Punkten Rückstand auf die TSG. Doch die Winterpause tat beiden Vereinen nicht gut. Die Liste der verletzten Hoffenheimer wuchs von Woche zu Woche - Leistungsträger wie Ibisevic brachen weg und die zweite Garnitur konnte die Ausfälle nicht ansatzweise kompensieren. Zwar blieb Bayer 04 vom Verletzungspech größten Teils verschont, aber aus unerklärlichen Gründen konnte die Mannschaft von Bruno Labbadia in der Rückrunde nicht an die Leistung der Hinrunde anknüpfen. Gerade einmal vier Siege konnten Hoffenheim und Leverkusen in der Rückrunde verbuchen - eindeutig zu wenig für die internationalen Plätze. Hoffenheim hatte es nur der guten Hinrunde zu verdanken, nicht in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden. Letztendlich landeten sie auf Platz sieben, Bayer Leverkusen nur auf Neun.

Das Niemandsland

Würde der UI Cup zur neuen Saison nicht wegfallen, wäre dieser Abschnitt wohl etwas kürzer ausgefallen.
Für die internationalen Plätze zu schwach, für den Kampf gegen den Abstieg zu stark, ab und zu mal eine gute Partie und danach wieder Tristesse und Ernüchterung - so ungefähr könnte die Definition der Region des Niemandsland in der Tabelle sein, in der sich Vereine wie Schalke 04, Werder Bremen, 1. FC Köln, Hannover 96 und Frankfurt sowie die Verlierer der Rückrunde wieder finden.
Den Saisonverlauf hatten sich Schalke 04 und Werder Bremen sicherlich etwas anders vorgestellt. Fred Rutten musste den hohen Ansprüchen der Gelsenkirchener im Laufe der Rückrunde Tribut zollen und wurde Mike Büskens beerbt. Doch auch er konnte nach anfänglichen Erfolgen die fehlgeschlagene Transferpolitik zu Saisonbeginn nicht revidieren. Die Partie in München gehörte sicherlich zu einer der Schlüsselpartien für S04. Dort gewann die Blau-Weißen mit 1:0 - ab diesem Zeitpunkt konnte das Team kein einziges Spiel mehr für sich entscheiden. Es folgten Niederlagen gegen Gladbach und Leverkusen, am letzten Spieltag sogar zu Hause gegen Hoffenheim. Das Ziel Champions League war um Meilen verfehlt und sogar der direkte Konkurrent Dortmund stand vor den Knappen - eine Katastrophensaison für den Revierclub.
Ähnlich erging es auch dem SV Werder Bremen. In der Liga frühzeitig als Anwärter auf Meisterschaft, Champions League und UEFA Cup ausgeschieden, konzentrierten sich die Bremer auf den UEFA Cup und den DFB Pokal. Im UEFA Cup Finale verlor die Truppe von der Weser gegen den milliardenschweren Klub aus Donezk mit 1:2. Nur durch den DFB- Pokalerfolg gegen Bayer 04 Leverkusen konnte die Saison gerettet werden. Somit spielen sie auch in der nächsten Saison international - aber ohne ihren großen Star Diego, der zu Juventus Turin wechselt.
Der 1. FC Köln und die Eintracht aus Frankfurt sicherten sich bereits mehrere Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt - ein Erfolg. Doch beide Vereine müssen sich in der Sommerpause nach neuen Trainern umschauen. Friedhelm Funkel verlässt die Eintracht nach fünf Jahren und Christoph Daum kehrt zurück nach Istanbul. Ein herber Rückschlag, in der doch so guten Saison.
Das letzte Mitglied im Niemandsland ist Hannover 96. Für die Niedersachsen eine durchweg enttäuschende Saison, zu keinem Zeitpunkt konnte die Mannschaft von Dieter Hecking Konstanz in ihre Leistung bringen. Die Saison war eine Achterbahnfahrt die ihres gleichen suchte. Nach guten Spielen wie z.B. gegen Hertha oder Karlsruhe folgen Pleiten gegen Hamburg und die 0:5 Klatsche gegen Wolfsburg. Es gleicht einem Wunder, dass Hecking die Mannschaft in die kommende Saison führen darf.

Au revoir! - Bielefeld, Karlsruhe und Cottbus müssen absteigen

Während die Spannung im Titelkampf am letzten Spieltag früh raus war, musste im Keller bis zur letzten Sekunde gezittert werden. Ein Tor fehlte den Bielefeldern beim 2:2 in Hannover zur Relegation, doch stattdessen landeten die Ostwestfalen auf dem letzten Rang, angesichts von nur vier Siegen nicht überraschend. Sie werden beim Gang in die Zweite Liga vom Karlsruher SC begleitet, der viel zu spät aufwachte und seine Torgefahr wiederentdeckte, beeindruckende Siege gegen Hertha und in Bremen blieben Makulatur. Am 34. Spieltag jubelte man dagegen in Cottbus - wohl zu früh, die Lausitzer dürften dem Duo ins Unterhaus nachfolgen. Ein starker 3:0-Heimerfolg brachte zwar Rang 16 und die Relegation, doch dort unterlag man Zweitligist Nürnberg klar mit 0:3 und 0:2, in der Zweiten Liga wird Energie zudem auf einen neuen Trainer bauen müssen - Bojan Prasnikar reihte sich in die Reihe derer ein, die am Saisonende aufhören. Wie auch Bielefeld und Karlsruhe waren die Cottbusser einfach zu ungefährlich, bezeichnenderweise bekleidete das Trio nicht nur in der Tabelle, sondern auch bei den geschossenen Toren die letzten Plätze.
Erfolgreicher, aber mit der zweitschwächsten Defensive ausgestattet waren die Gladbacher, die sich nach schlechter Hinrunde und Querelen auf Rang 15 hielten, einen Punkt vor Cottbus. Trotz des Rücktritts von Hans Meyer hofft man nun auf Kontinuität in der ersten Liga.
Kontinuierlich im sicheren Tabellenmittelfeld hatte sich zuletzt Bochum gehalten. Dieses Jahr war für den VfL ein schwaches, doch profitierte man von ungefährlicher Konkurrenz und machte den Klassenerhalt am vorletzten Spieltag perfekt.

''Der Glückliche'' - Wolfsburg felix -

Wenn Wolfgang Magath über seinen Namen hätte entscheiden dürfen, er hätte sich für den Namen entschieden, unter dem die Fußballwelt ihn kennt: Felix. Der Glückliche. Doch wenn ein Trainer in vier Jahren mit zwei unterschiedlichen dreimal Meister wird, ist das nicht auf Glück zurückzuführen. Beim FC Bayern entließ man ihn nach zwei Doubles in Folge und bereute dies in dieser Saison wie wenig andere Entscheidungen, sein neuer Arbeitgeber Wolfsburg dagegen machte alles richtig, als man dem Sohn eines Puertoricaners alle sportliche Gewalt anvertraute. Seine binnen zwei Jahren vollkommen umgekrempelte Mannschaft krönte sich nach Anlaufschwierigkeiten und Platz 9 zur Winterpause mit einer großartigen Rückrunde völlig überraschend, doch verdient zum deutschen Meister. Ein Rekord an Torvorlagen für den Spielmacher Misimovic und eine Torquote des Sturmduos Grafite/Dzeko, die einen uralten Rekord von Gerd Müller und Uli Hoeneß knackte, wobei der Brasilianer als Torschützenkönig auf eine unwirklich erscheinende Quote von 75 Minuten pro Tor verweisen kann, 16 Heimsiege in 17 Spielen - darunter 5:1 Demütigungen gegen Bayern und Bremen, zwischenzeitlich zehn Siege in Serie - das alles spricht eine deutliche Sprache. Nicht rekordverdächtig, aber sehr stark auch die Defensive um Torwart Benaglio, den Italiener Barzagli und den Kapitän Josué. Auch der Wirbel um Felix Magath beeinträchtigte die Wölfe nicht, der Macher wird den Verein nach der Saison gen Schalke verlassen. Auch einige Spieler, insbesondere der junge Bosnier Dzeko, haben Begehrlichkeiten geweckt.
Doch wenn ein zur Winterpause auf Rang Neun geführter Klub Meister wird, dann hat auch die Konkurrenz gepatzt. Insbesondere waren die ambitionierten Schalker und Bremer enttäuschend, die im Mittelfeld abschlossen, aber auch der FC Bayern, der 34 Spieltage lang nicht an der Tabellenspitze stand und bei dem das Projekt Klinsmann grandios im ersten Jahr scheiterte. Immerhin sicherten die Bajuwaren am letzten Spieltag Platz 2. Erfreuliche Überraschungen kamen dagegen aus Stuttgart mit Novize Markus Babbel auf Platz 3 und Berlin, wo die Herthaner die zwar die Champions League verpassten, aber lange im Meisterrennen mit der Konkurrenz mithalten konnten.

Fair geht vor, brasilianische Kartenkönige und Hoffenheimer Youngster

Eine bessere Werbung für Fairness hätte sich die DFL gar nicht ausdenken können: Ausgerechnet der Meister aus Wolfsburg führte zusammen mit Dortmund die Fairnesstabelle an, die folgenden Plätze werden ebenfalls von Überraschungsteams belegt: Hertha BSC und der VfB Stuttgart. In dieser Saison blieb allerdings kein Bundesligist ohne Platzverweis. Ad Absurdum wurde derweil das Bild der ''Samba-Kicker'' geführt: Die Statistik der persönlichen Strafen führen zwei Brasilianer an - Schalkes Rafinha sah gleich 13mal den gelben Karton, der Hoffenheimer Luiz Gustavo beließ es bei nur 11 Verwarnungen, allerdings garniert mit zweier Platzverweisen. Bemerkenswert: Berlins Torwart Drobný erhielt gleich fünf Gelbe Karten, keine einzige wegen Foulspiels.
Auffällig auch, dass fast jeder Verein über einen ''Knipser'' verfügte: Nur bei dem Quartett Karlsruhe, Cottbus, Frankfurt, Bochum war kein Spieler mindestens zehnmal erfolgreich. Logisch, dass diese Teams eine recht enttäuschende Saison hinlegten - dass man sich jedoch auf nur einen Torjäger auch nicht verlassen darf, zeigt Bielefeld. Dort erzielte Artur Wichniarek zwar 13 Tore, aber das waren gleichzeitig fast die Hälfte aller Treffer - nur zwei weitere Mehrfachtorschützen rechtfertigen den letzten Platz vollauf. Das Gegenteil zeigte das Duo Grafite/Dzeko, für die beiden Wolfsburger waren zusammen 54 Tore - Bundesligarekord - notiert. Auch der nicht minder überragende Mario Gomez musste da etwas zurückstehen, hinter dem zweimal öfter erfolgreichen Dzeko blieb mit satten 24 Toren nur Rang 3 in der Torjägerliste, zu stark war der Brasilianer Grafite, der 28 mal erfolgreich war - in 25 Spielen!
Das bekannte Jugendkonzept und eine Platzierung im Niemandsland der Tabelle bedeuteten in Hoffenheim den Einsatz gleich zweier Spieler des 91er-Jahrgangs: Marco Terrazzino und Pascal Groß durften mehrmals Bundesligaluft schnuppern. Der jüngste Spieler der Saison kommt aber aus Bochum, der A-Junior Kevin Vogt lief gegen Dortmund in der Endphase auf.

Nicht nur der Meister, auch der Dauerbrenner der Saison kommt aus Wolfsburg: Als einziger Feldspieler verpasste der Italiener Andrea Barzagli, im Sommer aus Palermo gekommen, keine einzige Sekunde der Saison 2008/09. Unter den Torhütern bestritt dagegen naturgemäß eine höhere Anzahl alle 34 Spiele à 90 Minuten: Dennis Eilhoff, Gerhard Tremmel und die Oldies Frank Rost und Jens Lehmann standen die ganze Saison über im Kasten - ganz im Gegensatz zu den Gladbacher Schlussmännern, bei den Fohlen rotierten gleich drei Keeper rein und wieder raus, ehe mit dem Belgier Bailly eine finale Lösung gefunden wurde.
Die Soccer-Zone gratuliert dem VfL Wolfsburg zur Meisterschaft und freut sich auf eine spannende nächste Saison mit den Rückkehrern Freiburg, Mainz und Nürnberg!

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