online seit: 17 Jahren & 77 Tagen
Abgelegt von Christkind in National. 01.05.2024, 12:00h Veröffentlichungsdatum
Kategoriebild National

Rückblick IV - neue Besen kehren nicht immer gut

Die Fans von Eintracht Frankfurt haben schon deutlich bessere Zeiten gesehen, doch da, wo die Eintracht einst war, will man wieder hin. Deshalb hat man zur Winterpause den Brasilianer Caio und den Tschechen Martin Fenin geholt, beide für viel Geld, beide aber auch sehr jung und talentiert. Während Fenin in den ersten beiden und im letzten Saisonspiel überzeugen konnte, galt Caio schon als Fehleinkauf. Vor allem mit Gewichtsproblemen hatte der Spielmacher zu kämpfen, sodass Trainer Friedhelm Funkel im Sommer der Kragen platzte. Seitdem hat sich Caio gebessert, sein Talent aber noch viel zu selten aufblitzen lassen.
Martin Fenin hat den Sprung zum Stammspieler fast geschafft, "fast", da mit Ioannis Amanatidis der Kapitän und Torschütze Nummer eins verletzt ausfällt - und das schon seit Ende Oktober. Das merkt man der Eintracht auch an, Fenin kommt auf vier Tore, Nikos Liberopoulos, Neuverpflichtung im Sommer und Landsmann von Amanatidis, hat immerhin schon siebenmal eingenetzt, davon aber zweimal per Doppelpack in Spielen, die Frankfurt 4:0 gewann. Die Eintracht fährt einen ähnlichen Schlitterkurs wie Werder Bremen, gewinnt dabei aber gegen Teams, die auf Augenhöhe oder darunter sind und verliert gegen die, "gegen die man verlieren darf". Ein relativ sicherer Platz zwölf ist bislang dabei rausgesprungen, danach sah es zu Saisonbeginn nicht unbedingt aus, wo Friedhelm Funkel im Nachholspiel gegen den Karlsruher SC seinen Job rettete und zwischen Frankfurt und dem Abstieg mittlerweile sechs Punkte Abstand geschaffen hat.

Der Karlsruher SC war es also, der Funkel den Arbeitsplatz sicherte. Dabei hat der KSC bei weitem nicht mehr so viele Geschenke zu verteilen, wie vielleicht noch in der letzten Saison. Als Aufsteiger ärgerte man damals die Großen, nicht so sehr wie heute die TSG Hoffenheim, aber doch in beachtlicher Art und Weise, sodass eigentlich nie vom Abstieg gesprochen wurde. Doch wie das mit guten Spielern bei kleinen Vereinen oft so ist, ziehen diese bald weiter zu größeren Clubs. Kapitän und Abwehrstabilisator Mario Eggimann ging nach Hannover, Spielmacher Tamas Hajnal schloss sich Borussia Dortmund an. Markus Miller, Mike Franz, Christian Eichner oder Sebastian Freis konnten gehalten werden, doch mittlerweile wird wohl klar, dass sie vor einem Jahr über ihren Möglichkeiten spielten. Miller, der schon mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht wurde, ist nur noch ein durchschnittlicher Bundesliga-Torhüter, auch Eichner spielt eher unauffällig. Mike Franz fällt nur noch durch seine Attacken gegen andere Spieler auf, Sebastian Freis hat immerhin fünfmal getroffen und gilt trotzdem als nicht torgefährlich. Dazu spielt Eggimann-Ersatz Tim Sebastian nur solide, Hajnal-Nachfolger Antonio da Silva nicht einmal das. Statt Unentschieden sammelte der KSC in der zweiten Hälfte der Hinrunde Niederlage nach Niederlage, nur gegen Leverkusen (3:3 nach 0:3-Rückstand) und Werder Bremen (1:0) gab es Punkte. Karlsruhe steht zur Winterpause wieder nicht auf einem Abstiegsplatz, doch da das nur der Fall ist, weil Cottbus drei Tore weniger geschossen hat, muss man sich um den KSC dieses Jahr deutlich mehr Sorgen machen als vor zwölf Monaten.
Immerhin: mit Giovanni Federico (Dortmund) und Marco Engelhardt (Nürnberg) stoßen zur Rückrunde zwei alte Bekannte zum Team, die vor allem Offensiv für mehr Gefahr sorgen sollen.

Bevor wir zu den größten Rivalen der Bundesliga kommen, widmen wir uns dem Erzfeind der Karlsruher, dem VfB Stuttgart. Da war der VfB so nett und gab Antonio da Silva nach Karlsruhe ab (kein schlechtes Geschäft für die knausrigen Schwaben, wie man heute weiß) und steht nun selbst ohne Spielmacher da. An Personal für diese Position mangelt es dabei sicher nicht; Bastürk, Élson, Hitzlsperger, Khedira, Lanig und Simak, all die können ganz vorne in der Mittelfeldraute spielen. Doch der eine ist dauernd verletzt (Bastürk), andere spielen ein, zwei Spiele gut, um dann lange Zeit zu enttäuschen (Élson, Lanig, Simak) und wenn selbst Stammspieler wie Sami Khedira oder Kapitän Thomas Hitzlsperger ihrer Form hinterherlaufen, kann man in Stuttgart nicht zufrieden sein. Die Konsequenz: Armin Veh wurde kurz vor der Winterpause entlassen, sein bisheriger Co-Trainer Markus Babbel übernimmt erst einmal seinen Posten. Schon hat aber Mathias Sammer, früher übrigens auch VfB-Trainer, protestiert, als DFB-Sportdirektor ist ihm aufgefallen, dass Babbel gar keinen Trainerschein besitzt. Das kann natürlich nicht angehen, sodass Babbel den VfB nur noch bis Saisonende trainieren darf, was danach passiert, ist offen. Momentan hat er jedenfalls Erfolg, drei seiner fünf Spiele gewann er, bei Sampdoria Genau und gegen den FC Bayern gab es einen Punkt. Mit Jens Lehmann steht nun wieder ein sicherer Rückhalt im VfB-Tor, allerdings verlässt Pavel Pardo Stuttgart nach dreieinhalb Jahren wieder, den Mexikaner zieht es in die Heimat.

Mit zwei Vereinen haben wir uns noch nicht beschäftigt, einer davon ist Borussia Dortmund. Die Konsolidierung nach dem fast-Crash ist abgeschlossen, mit neuem Trainer und einigen neuen Spielern soll wieder oben angegriffen werden. Jürgen Klopp trainiert seit Juli die Mannschaft, die letzte Saison noch die meisten Gegentore bekam. Und als habe der Strahlemann, der aus Mainz kam, einfach mal die Hand aufgelegt, sind es zur Winterpause die zweitwenigsten der Liga. Von Mauerfußball kann man dabei auf keinen Fall reden, offensiv und mit viel Pressing spielt sieht man den BVB nun spielen. Dabei verzichtet der Coach auf den einen oder anderen "verdienten" Spieler zugunsten eines schnellen bzw. jungen Mannes. Robert Kovac ist in der Innenverteidigung mittlerweile nur noch vierte Wahl, Neven Subotic und Mats Hummels haben klar die Nase vorn und auch Felipe Santana wird dem Kroaten vorgezogen. Die Mittelfeldraute ist im Vergleich zur Vorsaison nur auf einer Position verändert worden, Tamas Hajnal führt nun Regie. Einige Male ist ihm das auch schon sehr gut gelungen, ganz unumstritten ist er aber nicht.
Doch was soll da erst Mohamed Zidan sagen? Als er vom Hamburger SV nach Dortmund kam und Mladen Petric im Gegenzug gen Norden zog, hielten das viele für einen schlechten Witz. Als "Klopps Liebling" hatte er zu Beginn kein besonderes Standing bei den Fans, die ihn bei einer Auswechslung auch schon mal auspfiffen. Doch Zidan zeigte es seinen Kritikern und ist nun zweitbester Torschütze des BVB, allerdings mit nur vier Toren. Genauso viele hat Alex Frei, die er aber alle im ersten Saisonviertel markierte, seit einigen Wochen deutet vieles auf einen Abschied aus Dortmund hin. Jürgen Klopp setzt lieber auf den schnellen Valdez und den noch schnelleren Kuba, der sogar aus dem Mittelfeld in den Sturm versetzt wurde. Die Unzufriedenheit ist dem Schweizer deutlich anzusehen, doch die besten Argumente für einen Stammplatz sind immer noch Tore, vielleicht gelingen die ihm in der Rückrunde wieder.
Bester BVB-Schütze ist übrigens Neven Subotic mit fünf Treffern, und das als Innenverteidiger. Platz sechs ist eine gute Leistung der Mannschaft, doch mit einer besseren Chancenauswertung stünde "Schwarz-Gelb" noch besser da. Vor allem in den Heimspielen, von denen keins verloren, aber auch nur zwei gewonnen wurden, lies die Mannschaft viele Punkte liegen.

Der FC Schalke 04 steht zur Winterpause einen Platz hinter Borussia Dortmund, doch das interessiert nicht allzu sehr. Auf Schalke ist man momentan zu sehr mit sich selbst beschäftigt, ginge es nach den Fans wäre Andreas Müller schon längst nicht mehr Manager des Vereins. Und betrachtet man einmal nüchtern die Transfers unter seiner sportlichen Leitung, kann man die Meinung der Anhänger durchaus nachvollziehen. Manuel Neuer ist wohl der einzige Stammspieler, hinter dem sie voll und ganz stehen, Benedikt Höwedes steht ebenfalls hoch im Kurs, muss aber meistens Mladen Krstajic und Marcelo Bordon den Vortritt lassen. Heiko Westermann hat ebenfalls schon gute Spiele gemacht, als Mittelfeldspieler machte er zeitweise Gegner um Gegner verrückt. Damit übernahm er den Job von Kevin Kuranyi, Jefferson Farfán und den ganzen anderen Offensiv-Kräften, die zwar Geld kosten, aber nicht treffen. Kuranyi traf zwar sechsmal, wird auf Schalke aber scheinbar trotzdem nicht glücklich, dazu kommt der Zoff mit Bundestrainer Joachim Löw, nachdem er während dem Spiel gegen Russland vorzeitig abgereist war. Farfán hat ein Tor weniger geschossen, davon aber zwei per Strafstoß. Vorlagen gibt er auch gerne, meistens aber durch Standards. Es wird klar, dass das schnelle, laufende Spiel momentan nicht das des FC Schalke 04 ist, nach Freistößen oder Ecken bleibt S04 am gefährlichsten. Mit Fabian Ernst, Orlando Engelaar und Jermaine Jones steht allerding auch kein offensiver Mittelfeldspieler in der nominellen Startelf, Ivan Rakitic oder Albert Streit kommen spät oder gar nicht, andere Spieler wie Zé Roberto oder Carlos Großmüller stehen schon längst auf dem Abstellgleis. Schalke 04 hat als einziges Team durchschnittlich weniger als ein Tor pro Spiel kassiert, 24 Tore bedeuten bei den eigenen Treffern aber nur Platz zehn. Für einen Verein, der nach dem 50. Jubiläum kein 51. Jahr ohne Meisterschaft hinzukommen lassen wollte, ist das offensichtlich zu wenig, zudem ist man auch im UEFA-Cup ausgeschieden.

Das war die Hinrunde der Saison 2008/2009, zum Schluss möchten wir Werder Bremen noch für besonderen Einfallsreichtum loben. Pünktlich zu Weihnachten verwandelt sich die Werder-Raute auf den Trikots in einen Weihnachtsbaum, eine schöne Idee, die zwar Jahr für Jahr übernommen wird, aber unter den "Frohe Weihnachten"-Transparenten der anderen Vereine heraussticht. Dabei ist es doch nicht so schwer, sich ein bisschen Mühe zu machen und seinen Liebsten etwas zu Weihnachten zu schenken. Es muss nicht einmal viel kosten, es muss nur von Herzen kommen, womit wir irgendwie wieder beim FC Schalke 04, dem "Meister der Herzen", wären. Bevor jetzt aber alle Wege auf Schalke führen, wünschen wir allen Lesern, dass sie gut ins neue Jahr kommen und an 2009 und den Fußballspielen in diesem insbesondere viel Freude haben.

Euer SoZone-Team.

Diskussion

Diesen Artikel weiterempfehlen
Diese Website verwendet zur Verbesserung des Angebotes Cookies. Wenn Sie weiter auf der Seite bleiben, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu.
Weitere Informationen OK